Delphi – Odyssee 2024

Ein Taxifahrer namens Stavros fährt mich zur Akropolis … drei Töchter haben seine Frau und er … 16,17 und 18 … er ist glücklich und müde … 20h arbeitet er pro Tag … seine vier Königinnen würden ständig Krieg miteinander führen …

manchmal könnte er weglaufen ….

Er gibt mir seine Karte … versichert, dass er mich nächsten Samstag zum Flughafen zurückbringen will … ich zahle bar und mit Direktorentrinkgeld, dann verabschieden wir uns … Savvas wartet auf mich … wie gewohnt spulen wir die Formalien für’s Mietmoped ab …

Dann gibt’s Schlüssel …

Heute ist es merkwürdig diesig und frisch in Athen … eher Luft wie in Hamburg, statt Ägäis … ich lass mich vom Verkehr treiben, vorbei am chaotischen Omonia-Platz … wir schwimmen Richtung Karaiskaki … an einer roten Ampel liegt ein halbnackter Mann …

mitten auf dem Fußgängerweg …

wie wild strampelt er mit Beinen und Armen … er flucht und brüllt aus Leibeskräften … vielleicht ist er die Reinkarnation von Diogenis von Sinope … seine Erscheinung fesselt mich und macht mich nachdenklich … wir sind alle verdammt, bin mir da ganz sicher …

zwecklos aufs Paradies zu hoffen …

wird nur den Styx nebst Fährmann geben … tja, so sieht es aus … unnachgiebig treibe ich mit dem Blechstrom Richtung Piräus … vorbei an alten Kirchen und verlassenen Öllagern … ich roller ganz rechts, lass die Ungeduldigen vorbeirasen …

am rechten Straßenrand liegt ein totes Wildschwein …

Satelliten und Sterne geleiten mich weiter Richtung Parnass … immer dünner wird der rigorose menschliche Fußabdruck … links und rechts verbrannte Skelette … Häuser, Bäume, Tiere oder Menschen … man kann es nicht erkennen …

Alles verkohlt, einsam, abgebrannt …

Es geht weiter ins Landesinnere … rauf und runter, kilometerlang schlängelt sich die Python, vorbei an Weinreben und Olivenbäumen … zerrupfte Hunden wachen über Besitz und Eigentum … hier und da huschen Containersiedlungen vorbei …

hagere Menschen winken mir zu …

mein Herz schnürt sich zu … ein paar Mal schlucke ich schwer, ringe um Fassung … was für ein unbarmherziges furchtbares Tier ist der Mensch … jedem seine Wirtschaftskolonie, modernes Sklaventum, fluche ich … und bin selber die Quelle …

Geiz ist geil …

nur mühsam krieg ich die dunklen Wolken weggeschoben … in weiter Ferne der Gipfel des Parnass, lasst euch grüßen, holde Musen … vergesst mich nicht … ich schraube mich weiter in bergige Höhen … mal wird es kühler, dann wieder wärmer …

die Luft erfüllt von Kräutern, Kiefern und Feigen …

fahre mit Rückenwind … plötzlich wird es dunkler … Wolken hängen immer tiefer und tiefer … sind das Regentropfen oder Insekten auf dem Visier … laut Smartphone soll es nicht länger als drei Stunden dauern …

gefühlt fahr ich den ganzen Tag …

endlich ein erstes Schild … Delphi 22km … ach sieh an, das geht doch … gegen 19:30 erreiche ich mein Ziel, Chrisso … ziellos irre ich umher, wieder typisch … ich finde die Tür mit dem Schlüsselkasten nicht … ein kräftiger Hellene erbarmt sich und kommt aus seinem Haus …

„Gia sas file mou“

Mit meinem kleinen hellenischen Wortschatz erklär ich ihm, dass ich meine Unterkunft suche … vorsichtshalber entschuldige ich mich für mein schlechtes Griechisch … er strahlt mich an, es ist besser als ich denke, schüttelt meine Hand und zeigt mir den Eingang …

vor dem ich, gerade eben …

ich schwör‘s … nur 30m weiter, bereits zwei Mal stand … anscheinend mit geschlossenen Augen … nach einer heißen Dusche gehe ich zur Taverna Liostasi … Irini, die Bedienung ist super nett und spannt einen Schirm für mich auf … es tröpfelt … sie meint …

Pflanzen gießt man, Menschen eher selten …

Ich habe einen unglaublichen Ausblick auf den Golf von Korinthos … es gibt Souflaki, Tzatziki und griechischen Bauernsalat, dazu ein halbes Kilo Weißwein und ‘ne Flasche Wasser … los geht die wilde Fahrt … drei Stunden später …

ich liege mit Schnappatmung auf‘m Rücken …

fühl mich wie‘n vollgefressener Gregor Samsa, nach seiner Verwandlung … auch ich strample mit den Beinen … fühle mich aber munter und guter Dinge … wenn mir jetzt jemand das Licht ausknippst, wär‘s gar nicht schlimm …

Irini gibt Nachtisch & Schnaps aus …

Was will man mehr vom Leben, wenn dich solche Frauen umgeben, noch dazu in Chrisso … passend zu Pfingsten .. schon Homer erwähnte den Ort in seiner Ilias, was soll da also schiefgehen, denke ich … sollten mir die Götter, ausgerechnet hier …

das Licht ausblasen …

gegen ein Uhr nachts falle ich ins Bett … tief und fest mein Schlaf … erst gegen neun Uhr taucht mein Uboot wieder auf … Wow! Bin anscheinend noch am Leben … Musen und Götter haben mir des nachts ordentlich eingeschenkt …

Was hatte ich für Träume!

Noch immer ist mein Kopf voller Gespenster … wie passend zum Pfingst-Sonntag, noch dazu der 19.Mai, was sagt man dazu! … Ich krabble in die Küche, mache mir einen fürstlichen Topf griechischen Kaffee … draußen scheint die Sonne in Strömen …

Homerischer Ausblick von meiner Terrasse …

da bleiben einem die Worte im Halse stecken … gegen Mittag spring ich auf meinen Rappen, endlich nach Delphi … langsam schrauben wir uns wieder die Serpentinen hoch … vorsichtig taste ich mich zum Ortszentrum vor … mühseliges waten durch …

Ego und Touristenbedürfnisse …

Sieh an, ein Parkplatz vorm Orakel, gerade groß genug für zwei Räder … Garnisonen von Reisebussen kühlen meine Vorfreude ab … wir haben schon anständige Mittagshitze … viele knallrote Gesichter, Arme und Beine erinnern mich daran …

den Hut aufzusetzen …

tatsächlich, die Sonne sticht schon … ein paar Touristen gehen mit Schwindelanfällen zu Boden … langsam schreite ich den Apolllo-Tempel ab, klettere zum Theater rauf … nur wenige Fotos mache ich … die wilde Touristenmeute macht mir zu schaffen …

eine Stunde später …

sitze ich mit Espresso-Freddo im Schatten und mampfe Tiropita … mein Kopf hängt voller loser Fetzen … dafür ist das Piepen meiner Ohren weg … sieh einer an … immer mehr Busse karren reiche Touristen heran … zahllose Louis-Vuitton-Taschen hält man …

wie Schutzschilde vor die Brust …

Prada-Sneaker und teure Uhren senden eindeutige Signale … hier gibt’s nichts mehr zu tun, geschweige zu sehen … perfekter Moment, um zu gehen … zufrieden schreite ich an fremden Sprachen vorbei … schwinge mich auf mein dunkles Pferd …

und reite zurück zu Homer …

Langeweile – Odyssee 2024

„Hier bleib ich!“ … staunend steh ich vor den metallisch glitzernden Schaumkronen, grau-blau ist Poseidons Atlantik … rauschende nimmermüde Wellen … manche spülen verlorene Surfer an den Strand … vereinzelte Brecher spritzen …

bis an die Kaimauer vor unsere Füße …

Gischt flirrt und glitzert in der Luft … es zischt und pustet, Wind wirbelt Haare durch die Luft, Möwen krächzen, schreien um die Wette … vorbeischleichende Paare seufzen, Gesprächsfetzen krabbeln wie Krebse über die Promenade … und immer wieder Gischt …

Sonnenstrahlen strömen in Scharen nieder …

kleine Regenbogen schillern im Sonnenlicht … salzige Luft, lässt Poren aufleben und Augen brennend zusammenkneifen … meine Hände wühlen in meinen Taschen nach Seesternen … es duftet nach Seetang, Muscheln, unendlichen Weiten …

und Poseidons Dreizack …

kann mich unmöglich losreißen … hier und da Auto.- und Haustürknallen … Zigaretten.- und Pfeifenrauch … stehe wie angewurzelt herum, tausend Dinge sprudeln im Brunnen meines Kopfes … langsam ebbt es ab … erst Geysir, dann Moby Dick mit Schnupfen …

Zwei Joggerinnen …

huschen vorbei … vereinzelt knattern Motorräder die Promenade entlang … Kinder kreischen, schlecken Eis … zwei Rentnerpaare schlendern Hand in Hand, auf der Suche nach einer geeigneten Bank … ich rieche frische Waffeln … suche nach der Quelle …

Leergefegte Promenade …

So wie die gesamte Bucht … kein Käptain Ahab auf Walfang … keine Piraten, die Geiseln nehmen, für Hysterie und Panik sorgen … bloß bummelnde Radfahrer, Kombis mit offenen Heckklappen … Surfer und Schwimmer die sich umziehen …

hier und da leise Musik …

Jeder für sich, in sich gekehrt, auf Wellen, Eis oder Lebensende wartend … Hendaye, Wartesaal für unaufgeregte Menschen … Langeweile, wie sehr bist du unterschätzt … twisted sister vom mir so hoch geschätzten Müßiggang …

„Kommst du?“ …

Meine Freundin lädt mich zum Betreten des Hotels ein … „Schau, da ist der Eingang“ … lautes Knarzen und Quietschen, wie die Zugbrücke von Hui-Buh’s Schloss … Hotelflur mit Teppich und Bildern in Öl … Meer mit Segelschiff … Meer und Fischerboot …

Steuerrad und Kompass an Wänden …

Rezeption mit Infobroschüren … Ach sieh an, Jai-Alai kommt nicht aus Miami-Vice, sondern aus dem Baskenland … wer hätte das gedacht … „Guten Tag, herzlich willkommen in Hendaye, hatten Sie eine angenehme Fahrt?“

Wir checken ein …

tauschen Höflichkeiten aus, bekommen Tipps … „Sonne und Meer, ein normaler Tag für uns. Hierher verirrt sich niemand, der Partys sucht“ … ein wenig Missachtung und Zweifel, gegenüber der Hysterie dieser verrückten Welt klingt in der Stimme der Hotelchefin …

Auch sie mag es unaufgeregt …

„Wir suchen das Nichts, im großen Ganzen“, bemerke ich leise, wir wären hier, um der Zeit beim Trocknen zuzusehen … ihr Lachen klingt echt, stark und stolz … für Langeweile ist man hier richtig, bringt sie zum Besten und klatscht dabei in die Hände …

Ihre widerspenstigen Locken …

unterstreichen Unabhängigkeit und vergangene Wildheit … „Folgen Sie mir“ … ihr Sohn, Anfang zwanzig, groß, schlank, Typ Bücherwurm und Bohnenstange, so wie ich, schwebt uns freundlich, still und leise voraus … geleitet uns durchs Treppenhaus …

„Hier unsere Ahnengalerie, schauen Sie…“

Schwarz-Weiß-Fotografien … Männer und Frauen mit ausgezehrten Gesichtern … ein paar Topfpflanzen stehen in Ecken … Marmorstatuen erinnern an Hellas … Treppenhaus ganz in Marmor … Stimmen und Schritte hallen, wie im Reichstag …

Dann erster Stock …

wieder plüschiger Teppich … Zimmer zum Meer … „Da sind wir“, Sohnemann schließt auf, sag bloß … mechanischer Schlüssel, keine Scheckkarte mit grüner Lampe, wenn sich Fort Knox öffnet, wie sonst üblich … ein Kiesel knirscht unter meinem Fuß …

quietscht, schreit markerschütternd …

schönes Zimmer … viel Weiß mit Platz, kaum Bilder und Spiegel, spartanische Kargheit im Baskenland … Prinzessinnenbett mit Balkon … Sim Sala Bim … Sesam öffne dich … stumm räumen wir unsere Sachen aus … Reißverschlusse zippen um die Wette auf und zu …

im Bad stellen sich Flakons brav in Reihe …

gelernt ist gelernt … diskretes Schließen der Tür vom Bad … rauschende Spülung, während ich mich im Zimmer umsehe … Schreibtisch mit der üblichen Flasche Wasser und zwei Gläsern … irgendwo muss doch … Ha! Hier ist er …

Mein Riecher ist gut und richtig …

Wie Kommissar Null-Null-Schneider … im Tisch ist eine Bar eingebaut … greife zielsicher ein Bier, setze mich zu Poseidon auf die Terrasse, proste ihm zu … Langeweile ist großartig … es gibt so viel, was man nicht tun sollte, man muss sofort damit anfangen …

und so geschah es …

und Poseidon und ich sahen, dass es gut war … wir starren aufs Meer … hin und wieder Flaschennippen, dazwischen schweigen, horchen, grübeln und einen riesigen Haufen Nichts … mir fallen die Augen zu … plötzlich schrecke ich hoch, habe ich etwa geschlafen? …

Keine Ahnung wie lange …

erster Spaziergang … rechts Atlantik, links Promenade von Hendaye … Touristen suche ich vergeblich … stattdessen Eingeborene, die ihrem geregelten Leben nachgehen … Vorbeischlendern an abrissreifen Hotels … sofort ziehen sie meine Aufmerksamkeit auf sich …

erinnern mich an Exarchia, Athen …

fabelhaft, wie trotzig manche Ruine ihren Kopf über Wasser hält … ich denke an Krimis im Baskenland … bestimmt fallen mir hier tolle Sachen ein … sieht man vom nahen Spanien, oder dem Flughafen San Sebastien und dem Schloss Abbadia ab …

ist Hendaye stinklangweilig …

Gegen acht gehts zum Restaurant … Promenade bei Dunkelheit … alle Borsteine hochgeklappt … weder Menschenseele, noch heimatloser Hund, die herumstreunen, nicht mal achtlos entsorgte Servietten, die herumwehen … Aber Obacht: packt einen die Langweile …

ist auch der Müßiggang nicht weit …

Fatamorgana – Odyssee 2024

„Cabin Crew, 100 minutes!” … erschrocken schieß ich hoch … es ist früher Morgen, immer noch liege ich auf meiner Bank vor der Kirche in Estellencs … alles tut mir weh, kalt ist mir auch … ich streck mich, meine Knochen krachen … im Freien schlafen, unter Sternenhimmel …

aufwachen ohne Zähne putzen …

ist lange her … im Poc-a-Tot gegenüber gibts ersten Café … ein paar Anwohner sind heute früh unterwegs … keine Ahnung welcher Tag heute ist … ein paar Sonnenstrahlen zeigen sich schüchtern … langsam klart meine Erinnerung auf …

Maikäfer flieg …

Fällt mir ein, um meinen inneren Zustand zu beschreiben … merkwürdig, wie sich auf einmal alles gegen einen richten kann … als könnten alle Menschen ganz plötzlich gleichzeitig verrückt werden, um sich gegen dich zu verschwören … schlechtes ist plötzlich gut …

falsches wird plötzlich richtig …

komisch, dass alles … nein, viel mehr noch … im höchsten Maße irritierend … ohne robusten Wertekompass kann man daran verzweifeln … doch zum Glück ist es anscheinend nicht so schlecht um mich bestellt … ich fühle mich überraschend gut …

irgendwie unaufgeregt …

so ganz im hier und jetzt, auch auf die Gefahr hin, dass es sich ein wenig esoterisch anhört, wie mein Kumpel F. aus H. jetzt schmunzelnd denkt … ich wandere im Dorf umher … mehr als einmal habe ich ein merkwürdiges Gefühl von Entfremdung …

und gleichzeitig Befreiung …

sofort denke ich an Thaddeus Golas und sein großartiges Werk „The lazy man’s guide to enlightenment“ … irgendwo in der Mitte geht es um Liebe und Frequenzen … dass man loslassen kann … sich für die schöne Zeit bedankt und …

seines Weges geht …

geradezu magisch füllen sich Geist und Körper mit Zuversicht und stetig anwachsender Sonnenwärme … großartig, denke ich … immer fröhlicher fühle ich mich … beschwingt gehe ich meines Weges … drehe noch ein paar Runden … esse & trinke eine Kleinigkeit …

dann merke ich es …

meine Geschichte ist hier zu Ende geschrieben … ich zahle im Poc-a-Tot, hole mir abschließend noch einen weiteren Café und suche einen Rückflug nach Toulouse … eine Stunde später bringt mich der nächste Bus nach Palma … pünktlich hebt der Flieger ab …

neue Türen springen in meinem Kopf auf …

„5 minutes to Landing!“ … rumpelnd gehen wir in Toulouse zu Boden … wieder zuhause, denke ich … fühlt sich gut und richtig an … noch dazu mit 10 Kilo weniger Gewicht auf den Schultern … merkwürdig, wie sich die Dinge im Leben manchmal entwickeln …

Ein ständiges Kommen und Gehen …

Beflügelt von meinem Sozial-Zölibat, schließ ich mich zuhause ein … wie im Wahn schreibe ich dutzende neue Seiten am neuen Buch … es fließt förmlich aus der Feder … was Veränderungen im Allgemeinen bewirken konnten …

Wonderfull …

Nach zwei Wochen Isolation macht sich die aufgestaute Reiselust bemerkbar, die untertage reichlich gewütet hat … kann ja keiner ahnen, dass aus einer Woche so ein kurzer Blitzurlaub wird … wenn mir das Mittelmeer zurzeit also nicht sonderlich wohlgesonnen scheint …

Dann vielleicht der Atlantik …

Schon geht‘s mit Rückenwind Richtung Baskenland … Hendaye kennen meine Freundin und ich gar nicht … „Wo bitte? Was? Wie heißt das? Wie spricht man das aus? Wie Honda? … Wie die Motorrad & Auto-Marke? … Nur mit „Ei“ am Ende, statt „A“?

Klang einfach …

Hondei = Hendaye … ich liebe europäische Sprachen … wir rockerten die A64 runter, immer an den Pyrenäen entlang … schöner Roadmovie, mit Sonne und guter Stimmung im Gepäck, denn während die Götter Toulouse nur Regen und Kälte schicken …

Gibt’s bei den Basken strahlenden …

Sonnenschein … stiller als sonst lassen wir die Landschaft an uns vorbeiziehen, manche Verdauung brauchte länger … immer dichter schrauben wir uns mit unserem schwarzen Seat an den Ozean heran … vorbei an Tarbes und Pau, jedoch nicht ohne …

oh weh, welch Frevel …

noch dazu in Frankreich … Zwischenstopp bei Burger-King zu machen … „Zwei Whopper bitte, und … Was? Wie bitte? Sie nehmen keine Bestellungen auf? Bei den Service-Säulen müssen wir das eingeben? Ach so, das ist ja praktisch!“ … für euch …

Fortschritt sei Dank …

Im Bee-Kay von Tarbes herrscht Trubel wie in einem Bienenstock … brechend voll ist es heute zur Mittagszeit … muss am Sonntag liegen … hauptsächlich Familien … Kinder krabbeln umher, rufen, singen, schreien, lachen, weinen und mampfen munter in sich rein, so wie wir …

Staunend stehen wir im Sturm …

Der uns wie Hurricane Katrina vorkommt … unsere Burger und Getränke bringt man uns sogar, das ist neu für mich … „Bonne appétite!“ … wie nett … „Merci!“ … habe gefühlt 100 Jahre keinen Whopper gegessen …

Was irgendwie nicht schlimm ist …

Wenn ich auf meinen inneren Werte-Kompass schaue … aber einmal im Jahr, ach was sage ich … vielleicht alle zwei oder drei Jahre … kann mich nicht daran erinnern, wann das letzte Mal … außerdem darf man im Urlaub auch mal Verrücktes machen …

Weiter ging’s Richtung Westen …

Langsam schoben sich erste Hügel unter die Räder … immer rauer schaukelte uns die Landschaft durch … rauf und runter ging es … enge Kurven, immer mehr Flüsse überquerten wir, am laufenden Band kamen Brücken … drüber oder drunter …

Da! Schau nur …

Hast du das Meer gesehen? … Ja, hab ich, hab ich … wir freuen uns wie im Fieber über die spanischen Autokennzeichen … schau mal, da vorn ist schon die Grenze … ein Wahnsinn, oder? Ist Europa nicht großartig? … Total! …

Letzte Abfahrt Hendaye …

Klingt wie’n Titel für’n Buch oder Film … ich lass das Fenster runter, kann den Atlantik riechen … Boah, wie krass ist Natur den bitte! … Auf einer engen Küstenstraße schlängeln wir uns abwärts … haben gar nicht bemerkt, dass die Küste so hoch ist …

Dann endlich …

Hendaye am Strand … was für ein Licht … schau mal, wie leer das hier ist, wie kommt denn das, denke und sage ich … eine leichte Brise streicht beim Aussteigen über unsere Köpfe, dazu das Konzert des rauschenden Meeres …

Hier bleib ich …

Dorf am Meer – Odyssee 2024

„Cabin Crew, 10 minutes to landing!” … dröhnt es aus den Lautsprechern … erschrocken schieß ich hoch … wir schrammen über den Puig Major, drehen ein paar Kurven über der Insel … dann geht der Kapitano auf Landeanflug …

Es schaukelt mächtig …

Scherwinde, glaube ich … es wirde ziemlich still im Flieger … unser Easyjet taumelt wie ein betrunkener Seemann … das Cockpit entscheidet auf Angriff zu gehen, drückt die Nase runter … schon geht’s abwärts, aber nicht zu knapp …

rumpelnd landen wir …

hinten klatschen sie, wie früher … starker Wind lässt uns auch am Boden rumschlingern, wie ein überhitzter Leguan … kaum stehen wir, springen erste Passagiere auf und plündern die Overheadstorages … Tumult bricht aus … Flugbegleiter brüllen Befehle …

Kinder schrein …

Stewardessen rollen mit Augen … kaum ist die Tür freigegeben, stürmen Ungeduldige an mir vorbei … ich falle zurück in meinen Sitz … in welcher Kinderstube man ihnen das wohl so beigebracht hat … werde von der hinausströmenden Menge herumgeschubst …

Wie früher …

Aua! Stoße mir den Kopf, berappele mich … suche schnell das Weite … du meine Güte! Hyänen sind nichts gegen diese wilde Meute … durch den Finger vom gate wanke ich ins Terminal, dort herrscht Karnevalstimmung … bunte Klamotten, Tätowierungen …

Viel rote und braune Haut …

Große, kleine, dicke, dünne Menschen … Briten, Deutsche, Skandinavier, alle betrunken, oder kurz davor … dazwischen ein paar zielstrebig herumstolzierende Spanier und Mallorquiner … Touristen in weiten Trekkinghosen und Kostümen …

Gruppen mit Motto-Dress …

Mache um Alles einen großen Bogen, schlängle mich ungesehen vorbei … im Terminal gibt’s Baustellen, mehrmals leitet man uns um, ratlose Passagiere verstopfen Gänge, habe längst die Orientierung verloren …

Sehe irgendwann Licht …

Da! Schau nur, der Ausgang … ein Wunder, nicht zu fassen … Sonnenlicht, endlich draußen, wie in Trance taumle ich zu den Taxis, Hauptsache weg … ein netter stiller spanischer Achttagebart fängt mich ab, scheint mir meine Verzweiflung anzusehen …

„Hola, que tal …“

Endlich wieder normale Menschen … „alles gut, und bei dir?“ … wir schmalltalkten uns aus dem Flughafengewimmel … nehmen Fahrt auf Richtung Palma … auf der Rocade der übliche Verkehr … „Nein! Besser ist das Geschäft seit Corona nicht, aber“ …

Wir biegen ab Richtung A20 … surfen über den Strom heißblütiger Schwachstrom-Machos, die mal so kurz nebenbei auf der Straße Druck ablassen … wildes Gehupe, aufheulende Motoren, manches ändert sich wohl doch nicht mehr …

Mein Fahrer heißt Oktavio …

Schöner Name, finde ich … auch er nimmt Fahrt auf … „Aber was will man machen, ich beklage mich nicht, wir sind bei vielleicht 70 bis 80% vom Umsatz 2019, ist nicht berauschend, aber genug zum Leben, zurück nach Barcelona gehe ich auf keinen Fall!“

Kann ihn verstehen …

Wer sich einmal umtopft, kehrt nicht zurück in alte Gärten … „Und du? Arbeitest du hier, oder bist auf Urlaub?“ … wir schunkeln durch Esporles, schrauben uns die Sierra-Tramuntana hoch, vorbei an Port des Canonge und Son Buñola …

„Ein wenig von Beidem“ …

gebe ich zum Besten … dann geht es wieder hinab Richtung Banyalbufar … wir sind beide der Meinung, dass zu viel Tourismus schlecht ist, dass die neu ausgegebenen Beherbergungs-Lizenzen der Insel gut tun usw. … wie überhaupt grundsätzlich jedes „zu viel“ …

schlichtweg zu viel ist …

unsere vermeintliche Weisheit lässt uns lachen … könnten jetzt ein Bier zusammen trinken … wie ein Leuchtturm schleicht das Orstschild Banyalbufar an uns vorbei … in langsamer Tauchfahrt waten wir durch den Ort …

Weiter geht’s Richtung Estellencs …

selbst nach dem 1000sten Mal ist die MA-10 herrlich … sie hat nichts von ihrer Magie verloren … nach dutzenden Kurven öffnet sich die Insel, da liegt das kleine Dorf am Meer … meine Perle, fehlen nur blaue Fenster und geweißte Mauern …

Mittelmeer …

ich zahle Octavio ein Direktorentrinkgeld … steige aus und klopfe mir Arme & Beine aus, orientiere mich … pünktlich auf die Minute bimmelt die Kirchenglocke … ich sehe ein paar Freunde in Entfernung spazieren gehen … rufe ihnen hinterher …

Keine Reaktion …

Merkwürdig! Ich pilgere die kleinen Gassen vom Dorfkern entlang, keine Menschenseele, alle Türen, oder Fensterläden sind verschlossen … vermutlich Zufall … im Sa Tanca ist es brechend voll, auf Katzenpfoten schwebe ich geräuschlos vorbei …

Niemand sieht, oder erkennt mich …

Fange an mich aussätzig zu fühlen, gehe zum Haus meiner Freunde … auch dort sind alle Türen verschlossen … komisch, sie erwarten mich doch wohl hoffentlich, oder etwa nicht … ich zücke meinen Schlüssel, fingere ihn unsicher ins Schloss …

er passt nicht …

Ratlos gehe ich zurück in den Ort, setze mich auf eine Bank, blicke zum Mittelmeer, stelle mir hunderte Fragen, bekomme keine Antworten, so wie früher … Autos fahren vorbei, alle ohne Kennzeichen … Insassen samt Fahrer mit ausdruckslosen Gesichtern …

Gähnende Leere, überall …

Unruhig zücke ich mein Smartphone … wähle ein paar Nummern „Kein Anschluss unter dieser Nummer“ … was ist hier los … „Versuchen sie es später noch einmal. Auf Wiederhören“ … ich hinterlasse ein paar Sprachnachrichten, schreibe ein paar Whattsapp-Texte …

Doch nichts …

Abenddämmerung zieht herauf, Wind frischt auf … es wird kühl, niedergeschlagen mache ich es mir auf einer Bank vor der Kirche bequem, rolle mich gegen die Kälte ein … trinke zwei kleine Bier, werde müde, schlafe ein …

Und falle in einen traumlosen Schlaf …